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Conni benutzt jetzt Neopronomen – Pronomen üben

Posted in Geschlechterfragen

Last updated on Juni 9, 2024

Dieser Blogpost erschien ursprünglich am 15.07.2018 auf nooborn.wordpress.com. Da ich den alten Blog stillgelegt habe, findet sich der Text nun hier.


Ich werde öfter mal gefragt, wie das denn klappen soll, mit den neuen Pronomen, insbesondere mit Neopronomina. Das sei ja anstrengend, sich an neue Pronomen zu gewöhnen. Ja, ist es. Die wären ja nur ausgedacht, diese neuen Pronomen. Ja, ach. So wie alle neuen Worte irgendwann erdacht werden?

Also heute mal das Thema: Pronomen üben.

Viele Menschen machen ja schon dicht, wenn sie sowas hören wie „3. Person Singular, Genitiv“, denn wann außer in der Schule und vielleicht später im Linguistik-Studium, wird schon so über die Sprache gesprochen, die wir benutzen?

Die Pronomen „er“ und „sie“ mit denen wir über andere sprechen, sind für uns so normal und alltäglich, dass wir nur selten darüber nachdenken müssen, wie wir sie benutzen. Auch mit „es“ als Pronomen kommen die meisten Menschen gut klar. Wenn aber ein komplett neues Pronomen in allen Deklinationsformen gelernt werden will, ist die Hürde nicht nur, für eine Person ein anderes Pronomen zu benutzen als bisher, sondern eben auch noch die Grammatik eines neuen Wortes zu lernen.

Nicht alle Neopronomen verfügen über Deklinationstabellen und manchmal muss improvisiert werden. Manche Menschen, die neue Pronomen nutzen, haben auch von eventuell vorhandenen Deklinationstabellen abweichende Wünsche. Im Zweifelsfall benutzt erstmal das Personalpronomen im Nominativ an Stellen an denen ihr unsicher seid, das ist für die meisten völlig okay.

Ich benutze beispielsweise sier. Im Genitiv sies, Dativ siem, Akkusativ sien. Aber neben den Personalpronomen gibt es ja auch noch Reflexivpronomen, Possessivpronomen, Relativpronomen, Demonstrativpronomen, Indefinitpronomen und Interrogativpronomen. Es gibt am Ende einen kleinen Exkurs in die Grammatik.

Eine Sache, die echt gut ist um Pronomen zu üben (das hier ist ja immer noch ein Familienblog), sind Kinderbücher. Schnappt euch irgendein Kinderbuch, Geschlecht des Hauptcharakters egal und ersetzt alle auftauchenden Pronomen des Hauptcharakters beim Vorlesen konsequent durch das, welches ihr üben wollt.

Statt „Der kleine Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hatte“ lest ihr dann also zum Beispiel „Das kleine Maulwurf, das wissen wollte, wer xiem auf den Kopf gemacht hatte“. Klappt wunderbar und hat den schönen Nebeneffekt, dass die Kinderbuchwelt ein bisschen geschlechtliche Diversität erfährt. Wenn der Charakter einen Namen hat, könnt ihr diesen auch anpassen. Müsst ihr aber auch nicht. Die Connibücher, die sich fast in jedem Haushalt mit Kindern finden? Conni ist wunderbar neutral. Conrad, Cornelia, egal, prima Abkürzung für beides und vom Klang im Deutschen generell eher neutral. Das im Keller verstaubte Leo Lausemaus Buch von wohlmeinenden Verwandten? Leo ist ebenso neutral wie Conni. Aber es ist auch gar nicht schlimm, wenn Dennis als Pronomen sie_er benutzt. Namen haben nämlich kein Geschlecht, sie sind nur einem zugeordnet. Und im übrigen wäre es auch für einen männlichen Dennis voll okay, Neopronomen zu nutzen.

Mit Pronomen ist es in aller Regel nicht getan, auch so etwas wie die Anrede, Personenbezeichnungen und Artikel müssen angepasst werden.

Natürlich könnt ihr auch selbst wenn ihr ein Buch für euch lest, Pronomen ersetzen, aber beim stillen Lesen ist das häufig schwerer als beim Vorlesen.

Wenn die betroffene Person mit Fremd-Outing vor Dritten einverstanden ist, könnt ihr euch auch einen kurzen Vorstellungstext zurecht legen, zum Beispiel: „Ich kenne eine bloggende Person, Ravna, die wohnt in Berlin. Sier hat kürzlich einen Artikel über Pronomen geschrieben.“ Solchen kurzen vorbereiteten Sätze schulen auch das Gefühl für neue Pronomen.

Ansonsten hilft es, sich zum Beispiel einen Lückentext vorzubereiten, in dem alle Pronomenarten mal vorkommen (nicht zwangsläufig in allen Formen). Damit ihr das nicht selbst machen müsst, habe ich einen für euch vorbereitet. In den Klammern steht, was eingefügt werden soll (immer dritte Person Singular), es sei denn es handelt sich um geschlechtsspezifische Suffixe, dann ist nur die Lücke da).


Conni benutzt jetzt Neopronomen

„Nein das bin nicht ich!“ ruft Conni und wirft den Brief von Tante Ruth wütend auf den Boden. Connis Mutter hebt ihn auf.

„Meine liebe Conni,

ich habe die neuesten Fotos von dir gesehen. Du bist aber ein großes Mädchen geworden!“ steht da.

„Das ist falsch“ beschwert sich Conni. „Richtig muss es heißen:

Mein_ lieb_ Conni,

ich habe die neuesten Fotos von dir gesehen. Du bist aber ein_ groß__ _____________ (Geschlecht) geworden!“

„Stimmt“, sagt Connis Mutter, die verständnisvoll wie immer auf Connis Outing als _____________________ (Geschlecht) reagiert hat und selbstverständlich seither fehlerfrei das von Conni gewünschte Pronomen benutzt. „Ich werde Tante Ruth Bescheid sagen, wenn du das möchtest.“

„Ja, bitte“, sagt Conni.

Am Telefon erklärt Connis Mutter Tante Ruth, dass Conni jetzt ___/___ (Personalpronomen Nominativ/Dativ) als Pronomen benutzt. Ihr_ ___________(Verwandtschaftsbeziehung Mutter > Conni) hat festgestellt, dass ______ (Possessivpronomen Nominativ) bisheriges Pronomen nicht zu ______ (Personalpronomen Dativ) passt, da ____ (Personalpronomen Nominativ) kein Mädchen ist, sondern ein_ ____________ (Geschlecht). Conni, _______ (Relativpronomen) Laune sich seit __________ (Possessivpronomen Dativ) Outing stetig verbessert hat, möchte sich bald auch in der Schule outen.

Tante Ruth freut sich für Conni und verspricht ____ (Personalpronomen Nominativ) einen neuen Brief zu schreiben. Schließlich ist Conni _________ (Demonstrativpronomen) ihrer Niblinge*, ____ (Artikel Nominativ) sie am häufigsten sieht.

„Ist Conni nicht auch ___________ (Demonstrativpronomen), ___________ (Interrogativpronomen) in der Schule neulich den Kunstwettbewerb gewann?“ fragt die Tante noch.

„Genau, das war Conni! ____ (Personalpronomen Nominativ) hat _____ (Reflexivpronomen) dort gegen die anderen durchgesetzt.“ ruft Connis Mutter begeistert.

*Niblings ist der englische genderneutrale Begriff für Nichten und Neffen, Niblinge die eingedeutschte Form.


Hier beginnt der Grammatik Exkurs

Die Pronomenangaben einer Person erfolgen üblicherweise über den Hinweis auf die Personalpronomen in der dritten Person Singular Nominativ.

Also Er, Sie, Es, Sier, Xier, und viele mehr. Oft wird auch die Dativform mit angegeben. Das sind dann zum Beispiel so aus: Sie/ihr, Er/ihm, Sier/siem.

Die Sache mit den Reflexivpronomen ist zum Glück recht einfach. In der dritten Person sind die sogar im Dativ und Akkusativ gleich (Reflexivpronomen gibt es nicht in im Nominativ und Genitiv). Sie heißen auch rückbezügliche Fürwörter. Es handelt sich um „mir/mich“, „dir/dich“ und „sich“. Reflexivpronomen sind das Satzobjekt und verweisen auf das Satzsubjekt, im folgenden Beispiel (Akkusativ) sind die Subjekte die Personalpronomen:

Ich übe für mich neue Pronomen.

Du übst für dich neue Pronomen.

Er/Sie/Es/Sier/Xier/Er_Sie/Sie_er/Mer/Xe/Xer/… übt für sich neue Pronomen.

Possessivpronomen sind die Pronomen, die auf Besitz hinweisen. Die sind etwas komplexer, denn sie beinhalten gleich zwei grammatische Geschlechter: das vom besitzenden Subjekt und das vom besessenen Objekt (wir reden hier von Grammatik, nicht von Kink!). Darüber hinaus werden die auch noch dekliniert. Deshalb an dieser Stelle keine ausführliche Tabelle sondern die Bitte euch eine entsprechende Grammatikseite zu suchen, die euch gefällt, falls ihr den Unterricht der vierten Klasse genau so wenig im Kopf habt wie ich. Ich finde die von Udo Klinger gut und verständlich aufgebaut.

Das ist mein Pronomen.

Das ist dein Pronomen.

Das ist sein/ihr/sien/… Pronomen.

Spannend wird das vor allem dann, wenn zwei Menschen die Neopronomen nutzen hier grammatikalisch aufeinanderstoßen. Wenn also Person a also zum Beispiel sier benutzt, und Person b xier, kann es sein, dass Person a aber eine im Zweifelsfall neutrale Grammatik wünscht (wie bei Kind), Person b aber eine feminine (wie bei Frau). Das könnt ihr natürlich bei der betroffenen Person erfragen.

Person a und siere Freund*in also, aber Person b und xier Freundx.

Wie ihr seht habe ich hier auch gleich zwei unterschiedliche personenbezogene Bezeichnungen benutzt. Die gibt es normalerweise nur im Maskulinum (Freund) und im Femininum (Freundin). Mögliche neutrale Formen sind: Freund*in, Freund_in, Freund:in, Freundx, Freundlon. Gibt bestimmt noch mehr, aber das wären die mir geläufigen.

Verwirrend? Ja, aber mit Übung alles machbar.

Kommen wir zu den Relativpronomen. Das sind die, die eine Beziehung zum Satzsubjekt herstellen. So ganz grundsätzlich gibt es die in Maskulinum, Femininum und Neutrum, wie so vieles in der deutschen Sprache. Bisher ist mir noch keine Neopronomen nutzende Person begegnet, die hier eine neue Form geschaffen hat, denkbar ist es aber natürlich. Nehmen wir wieder Person a (sier, Neutrum) und Person b (xier, Femininum), wären folgendes Beispiele der Verwendung von Relativpronomen.

Sier, dessen Artikel dier ist, dekliniert diesen wie folgt: dier, dies, diem, dien.

Xier, deren Artikel das ist, dekliniert diesen wie folgt: das, des, dem, den.

Er, dessen Artikel der ist, dekliniert diesen wie folgt: der, des, dem, den.

Sie, deren Artikel die ist, dekliniert diesen wie folgt: die, der, der, die.

Verwirrend? Und wie! Aber mit Übung alles machbar.

Mit den Demonstrativpronomen verhält es sich zwar grundsätzlich ähnlich, hier kenne ich aber mehrere Personen, die eine Anpassung der herkömmlichen Pronomen vorgenommen haben, mich eingeschlossen. Beispiel?

Diejenige, die Pronomen übt, ist nett.

Derjenige, der Pronomen übt, ist nett.

Dasjenige, das Pronomen übt, ist nett.

Dierjenige, dier Pronomen übt, ist nett.

Verwirrend? Vielleicht gar nicht so sehr. Und mit Übung alles machbar.

Kommen wir zu den Indefinitpronomen. Das sind die unbestimmten Pronomen. Sowas wie eine*r oder jede*r und andere. Ähnlich wie die Personenbezeichnungen gibt es sie eigentlich nur in Makulinum und Femininum, einige im Neutrum (eines, jedes). Vorstellbar wären auch Varianten wie einx oder jedx, da es sich aber häufig eben um Sammelbezeichnungen handelt wäre das nicht immer sinnvoll.

Die letzten in der Runde sind die Interrogativpronomen. Auch bekannt als fragende Fürwörter oder Fragewörter. Die gibt es im Deutschen eigentlich nur in einer grammatischen Form: Wer/Wessen/Wem/Wen? Aber auch sie können geschlechtsspezifische Endungen haben. Welcher Mann? Welche Frau? Welches Kind? Abweichende Verwendungen wären zum Beispiel: Welche*r/Welche_r/Welche:r/Welchx Enby?


So, das war’s auch schon mit dem Grammatik Exkurs! Mit ausreichend Übung gehen neue Pronomen irgendwann so flüssig von der Zunge und/oder den Fingern wie herkömmliche.

Hier gibt’s einen tollen Text zum „Umgang mit neuen Pronomen“.

Hier gibt es eine umfassende Erläuterung zum Pronomen xier.

Hier gibt es einen Einblick in mögliche Pronomen.

Hier gibt es eine ausführliche Übersicht zahlreicher im deutschen gebräuchlicher Pronomen.

Wie übt ihr Pronomen? Her mit euren besten Tipps in den Kommentaren.

6 Comments

  1. Anonyma
    Anonyma

    Gendern ist für mich ein noch neues Thema und ich kenne selbst keine nichtbinären Menschen. Ich verstehe aber, dass sich manche nicht mit einem Geschlecht identifizieren und manche es dann auch entsprechend sprachlich reflektiert sehen möchten, wenn über sie gesprochen wird. Daher finde ich den Ansatz für diesen Zweck neue Pronomen usw. zu kreieren grundsätzlich nachvollziehbar. Vieles klingt für mich allerdings erst mal sehr seltsam (teils bestimmt Gewöhnungssache) und manche Ideen wirken gar nicht wie ein deutsches Wort. Ich finde, deutsch klingen und geschrieben aussehen sollte es bei so elementaren Bestandteilen unserer Sprache wie es Pronomen etc sind dann aber schon. Allein schon damit die Neuschöpfungen zu den alten Wörtern passen, also in einer Reihe gleichwertig mit ihnen stehen können ohne den Eindruck von ‚Fremdworten’ zu erwecken. Das wäre für die Akzeptanz bei der Verwendung (auch durch eher skeptische binäre Menschen wie mich) sicherlich vorteilhaft. Wörter, die ‚exotisch’ oder wie der Name einer Spielekonsole klingen, sind für mich nicht ansprechend. „Sier“ als Kombi aus „sie“ und „er“ gefällt mir ganz gut und scheint mir auch ‚logisch nachvollziehbar’ für ‚Ottonormalverbraucher‘. Daran könnte ich mich bestimmt im eigenen Sprachgebrauch gewöhnen.

    Aber ich bin absolut gegen den Vorschlag einem kleinen Kind, das erst noch Deutsch lernen muss, „das Maulwurf“ vorzulesen. Wie soll ein Kind denn so die richtigen grammatischen Geschlechter lernen? Außerhalb dieses Kinderbuchs heißt es ja schließlich richtig „der Maulwurf“. Verstehen Kinder den Unterschied, dass es in der Geschichte „das“ heißt, sie sonst aber „der“ sagen müssen? Manche eher sprachbegabte Kinder vielleicht, aber viele Kinder haben so schon Probleme, grammatikalisch richtig zu sprechen, und verwechseln unter anderem Artikel. Mein kleiner Cousin (7) tut sich damit z.B. noch schwer. Das grammatische Geschlecht hat (bei den meisten Wörtern, abgesehen von explizit geschlechtsspezifischen wie „die Frau“, „der Mann“, „die Löwin“, „der Rüde“, „der Ochse“, „die Sau“) nichts mit einem biologischen Geschlecht oder Gender zu tun. Es heißt beispielsweise „der Mensch“, „die Person“, „das Kind“, wobei alle Geschlechter und Geschlechtslosigkeit eingeschlossen sind. Gerade „Mensch“ (grammatikalisch maskulin) und „Person“ (grammatikalisch feminin) werden doch von einigen Nichtbinären oder anderen für deren Beschreibung genutzt („XYZ ist eine nichtbinäre Person im Filmgeschäft.“). „Der Maulwurf“ entspricht „der Mensch“ (beides sind Säugetierarten) und beide Begriffe sind erst mal geschlechtsneutral.

    Okay, mag sein, dass manche Kinder bei Buchfiguren aus dem Tierreich das grammatische Geschlecht mit weiblich oder männlich als Gender assoziieren, wenn es (jetzt mal frei erfunden) etwa heißt „Er (der Maulwurf) hat Hunger.“ oder „Sie (die Maus“) ist schlauer als alle anderen Tiere im Wald.“ Vielleicht sollte man darüber mit dem Kind, dem man vorliest, aber lieber sprechen, anstatt ihm falsche Grammatik („das Maulwurf“) beizubringen („Denkst du eigentlich die Maus ist ein Junge oder ein Mädchen oder keins von beidem?“) um es zum Nachdenken über verschiedene Möglichkeiten der Interpretation und Geschlechtsidentitäten anzuregen. Oder, wenn man feminine und maskuline Pronomen nun unbedingt vermeiden will, macht man „das Maulwurf(s)kind“ draus (wenn es denn ein Tierkind ist in dem Buch, das ich nur dem Titel nach kenne) oder evt. „das Maulwürflein“. Vielleicht kommen ja auch andere Tiere in der Geschichte vor (oder sonst finden sie sich definitiv in anderen Bilderbüchern), die ein Neutrum als grammatisches Geschlecht haben (denkbar wären „das Kätzchen“, „das Kaninchen“, „das Pony“, „das Krokodil“, „das Eichhörnchen“, „das Ferkel“, „das Mammut“, „das Alpaka“, „das Murmeltier“, „das Faultier“, „das Schnabeltier“, …) und die einem Kind somit keins der binären Geschlechter suggerieren könnten. Nicht *alle* Charaktere, die ein binäres, nichtbinäres oder potenziell nichtbinäres Kind präsentiert bekommt, müssen zwangsweise geschlechtslos sein. Es geht doch um Diversität und da darf es dann in der Fiktion so wie in der Realität auch binäre Charaktere geben. Kinder können sich auch in Figuren eines anderen Geschlechts hineinversetzen und losgelöst vom Geschlecht mit diesen identifizieren und die Geschichten mögen. Als ich ein Mädchen war, konnte ich zumindest mich in Michel, Ronja, Winnetou, die doppelten Lottchen, Anton aus „Der kleine Vampir“, Spock, Buffy und viele andere einfühlen und auf verschiedenste Weisen mit ihnen identifizieren. Einfach weil sie Menschen waren, die Gefühle und Gedanken hatten, die ich verstand. Konnte ich mit Figuren nichts anfangen, lag das eher an ihren Charaktereigenschaften oder der beschriebenen Welt, nicht an ihrem Geschlecht. Auch ein Kind, das sich als nichtbinär versteht, kann das bestimmt und Geschichten mit Sie- und Er-Pronomen mögen. Es gibt außerdem doch inzwischen Kinderbücher über nichtbinäre Figuren, wo dies hoffentlich (ich habe noch keins gelesen) besser gelöst ist als mit Konstruktionen wie „das Maulwurf“. Also, denke ich, muss man den Maulwurf nicht grammatikalisch unkorrekt neutralisieren. Man kann auf die erwähnten Alternativen zurückgreifen, um dem Kind nichtbinäre Charaktere anzubieten.

    März 25, 2022
    |Reply
    • Hallo,

      danke für deine ausführlichen Gedanken dazu. Natürlich müssen nicht alle Charaktere neutral sein, das fordere ich gar nicht. Es gibt nur sehr wenige, die es sind und es kann sinnvoll sein, da gelegentlich auszugleichen. Ob ein Spiel mit der üblichen Grammatik für das eigene Sprachgefühl okay ist, muss jedes selbst wissen. Du hast sicherlich recht, dass, ob ein Kind damit gut umgehen kann, viel vom sprachlichen Umfeld des Kindes und individuellen Sprachfähigkeiten abhängt.

      „Der Mensch“ ist aber keineswegs neutral 😉 „Die Menschin“ ist das Gegenstück, benutzt nur keines mehr. Grammatisches Geschlecht ist untrennbar mit unserer Wahrnehmung von Geschlechtlichkeit verbunden. Eben drum ist es mir so wichtig, Grammatik zu verändern und erweitern.

      Liebe Grüße

      April 30, 2022
      |Reply
  2. Edward
    Edward

    Was für ein toller Artikel! Ich habe mich schon immer gefragt, wie ich sier Pronomen richtig benutzen kann. Wenn ich nicht weiter komme, werde ich definitiv hierauf zurückgreifen. Danke.

    Juli 16, 2021
    |Reply
  3. Julia
    Julia

    Hi, ich wollte mal fragen, wie „sier“ ausgesprochen wird? Mit einer kurzen Pause in der Mitte oder in einem Rutsch?

    Juni 6, 2021
    |Reply
    • Hallo, sier spricht sich (in meinem Fall und den meisten anderen die ich kenne, die das Pronomen nutzen) in einem Rutsch, wie „hier“ oder „vier“.

      Juli 7, 2021
      |Reply
  4. Ich habe in Ihren Lückentext ‚Conni benutzt jetzt Neopronomen‘ die Pronomen von Nibi-Deutsch eingesetzt. Nibi-Deutsch wurde von mir entwickelt und vorgeschlagen, um nichtbinäre Menschen sprachlich besser sichtbar machen zu können.

    Ich glaube, Sie benötigen keine Nibi-Deutsch-Deklinationstabellen, um die Pronomen zu verstehen.

    Mein Vorschlag für Nibi-Deutsch enthält aber nicht nur Pronomen, sondern auch Substantive und Adjektive.
    Beispiele: Conni ist ein gutet Schülerix. De neue Mieterix ist gekommen.

    Wenn Sie eine E-Mail an mich schreiben sende ich Ihnen den kompletten Vorschlag für Nibi-Deutsch, inclusive Deklinationstabellen (4 Seiten).

    Am Telefon erklärt Connis Mutter Tante Ruth, dass Conni jetzt ‚et/en‘ als Personalpronomen benutzt. Ihr Kind hat festgestellt, dass xein bisheriges Personalpronomen nicht zu em passt, da et kein Mädchen ist, sondern ein Nibi. Conni, dessen Laune sich seit xeinem Outing stetig verbessert hat, möchte sich bald auch in der Schule outen.
    Tante Ruth freut sich für Conni und verspricht ihr (der Mutter), einen neuen Brief an Conni zu schreiben. Schließlich ist Conni jenet ihrer Nichten*Neffen, det sie am häufigsten sieht.
    „Ist Conni nicht auch dejenige, welchet in der Schule neulich den Kunstwettbewerb gewann?“ fragt die Tante noch.
    „Genau, das war Conni! Et hat sich dort gegen die anderen durchgesetzt.“ ruft Connis Mutter begeistert.

    Mai 15, 2021
    |Reply

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