Inhaltshinweis: im nachfolgenden Text geht es um Schwangerschaft und Elternschaft als nicht binäres Elter. Es werden Geburstverletzungen und -traumata thematisiert, Cis-Sexismus und binärgeschlechtliches Denken. Außerdem kommt die Sprache auf (sexualisierte) Gewalt gegen Kinder, Trennung von Elter*n, Rassismus. Es werden Genitalien benannt und medizinische Untersuchungen erwähnt.
Wenn ich erst einmal Kinder bekäme, so wurde mir vermittelt, dann würde ich endgültig wissen, was es heißt Frau zu sein. Ich hatte entsprechend hohe Erwartungen an diesen Zeitpunkt, denn mein Geschlecht war mir früherein großes Fragezeichen. Dann wurde ich schwanger und mit der Schwangerschaft wurde ich ununterbrochen damit konfrontiert, dass ich auf Grund meiner Organe vergeschlechtlich wurde. An dem Tag, an dem mein erstes Kind zur Welt kam, fühlte ich mich vor allem erschöpft. Weiblich habe ich mich nicht gefühlt.
Als Nora Imlau vor einigen Tagen auf Instagram ein Bild des Vereins mother_hood eV postete, war es so weit: ich beschloss endlich diesen Text zu schreiben, der mir schon so lange im Nacken sitzt. Auf dem Bild stand “Alleine die Mutter entscheidet darüber, ob die Geburt für sie belastend war oder nicht.” Werbung für das “Hilfetelefon schwierige Geburt”.
Ich las das. Ich las es noch einmal. Ich seufzte. Resignation oder Wut? Etwas darunter schreiben? Einmal mehr in den Kampfmodus gehen? Ich zuckte mit den Schultern und scrollte weiter. In mir nagte es. “Alleine die Mutter…”.